Lehrtätigkeit

Editorial Design und Typografie an der Technischen Universität Dortmund: Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft.

Lehrkonzept:
Frank Georgy, Seminar Buchgestaltung
Typografie- und Layoutgrundlagen

Die Seminare für Buchgestaltung, die ich seit 2001 an der Technischen Universität in Dortmund anbiete, sind in zwei Bereiche unterteilt: den theoretischen Teil und den zeitlich größeren Praxisteil.

Theoretischer Teil:
Zuerst werden theoretische Grundkenntnisse vermittelt. Was ist Typografie? Was kann Schrift leisten? Wie sind die heutigen Schriftzeichen entstanden? Wie heißen die einzelnen Bestandteile eines Buchstabens und wie lassen sich die unterschiedlichen Schriften einordnen?

Welche Aspekte fördern die Lesbarkeit eines Textes und wie kann die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf sich gezogen werden? An welche Zielgruppe richtet sich das Buchprojekt? Ein Roman, um ein Beispiel für lineares Lesen zu nennen, folgt anderen Regeln als das informierende Lesen, wie es etwa bei Sachbüchern angewendet wird. Die Eigenarten jeder Buchgattung werden exemplarisch gegenübergestellt und herausgearbeitet. Die Regeln lassen sich in vielen Fällen auch auf die Gestaltung von Magazinen oder Screen-Anwendungen übertragen.

Jeder Fachbereich hat seine eigene Fachsprache: Der Editorialbereich stellt hierbei keine Ausnahme dar. Was ist eine Paginierung und steht sie generell außerhalb des Satzspiegels? Bei welchen Texten ist eine Marginalspalte sinnvoll? Ein Student fragte einmal nach der „Gardinenstange“ im oberen Bereich jeder Buchseite – gemeint war der Kolumnentitel. Zur eindeutigen Verständigung ist es wichtig, das häufig verwendete Fachvokabular zu kennen und es auch sicher anwenden zu können.

Praktische Übungsaufgaben:
Zu Beginn der praktischen Arbeit werden beispielhafte Lösungen gezeigt, die den gestalterischen Horizont erweitern und den Studierenden als Inspiration dienen können. Dies können Plakatbeispiele oder hervorragend gestaltete Werbemittel sein. Im späteren Verlauf sind es exzellente Beispiele aus dem Editorialbereich.

Bevor es an die Erstellung eines Buches geht, erarbeiten die Studierenden erst einmal Aufgaben kleineren Umfangs wie die Gestaltung einer Visitenkarte, einer Einladung oder eines Plakates. Bei der Visitenkarte steht die Schrift im Mittelpunkt. Welche Auszeichnungsmöglichkeiten gibt es? Beim Plakat ändern sich die Proportionen, und Bildmotive kommen hinzu. Bei einer Einladung sind bereits vier Seiten zu bespielen. Der Schwierigkeitsgrad steigt zunehmend. Die entstandenen Ergebnisse werden anschließend in der Gruppe präsentiert. Die Studierenden erhalten von mehreren Seiten Rückmeldungen, auch von ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen. Das konstruktive Feedback und vor allem die Aufnahme von Kritik – ohne sie persönlich zu nehmen – ist ein wichtiger Teil dieses Prozesses. Im Anschluss werden die zuvor gezeigten Ergebnisse überarbeitet und erneut präsentiert.

Neben allen konzeptionalen und gestalterischen Fragestellungen ist die produktionstechnische Realisierung der Buchprojekte ein wichtiges Kriterium: Was ist bei der Bildbearbeitung zu beachten? Wie wird eine Druckdatei erstellt und worauf ist bei den nachfolgenden Produktionsschritten zu achten?

Warum ist das praktische Arbeiten so wichtig?
Im Kern des praktischen Arbeitens steht die Überzeugung, dass echte Kompetenz durch Erfahrung gewonnen wird. Albert Einstein formulierte es so: »The only source of knowledge is experience.« Dieser Gedanke ist eine gute Orientierung für die Studierenden. Indem sie sich aktiv mit realen Projekten und Herausforderungen auseinandersetzen, entwickeln sie nicht nur ihr fachliches Know-how, sondern gewinnen auch jene wertvollen Erfahrungen, die für die Entfaltung ihrer gestalterischen Fähigkeiten und ihres kreativen Potenzials unerlässlich sind.

Einmal ist erst der Anfang:
Die Arbeitsprozesse bei Buchprojekten sind enorm vielschichtig. Auch wenn die Studierenden in den Seminaren wichtige Aspekte kennenlernen, suchen viele von ihnen eigenständig nach neuen Herausforderungen. Deshalb freue ich mich sehr, wenn es nach dem Seminar mit dem Planen und Umsetzen von Buchprojekten weitergeht. Durch die digitalen Produktionsmöglichkeiten lassen sich hochwertige Buchprojekte mit minimalen Budgetvorgaben realisieren. Gerne unterstütze ich meine Studierenden bei derartigen Projekten. Es müssen nicht immer fachbezogene Themen sein! Ein Reisetagebuch, ein Kochbuch, ein Buch mit eigenen Texten oder eigenen Selbstporträts sind mögliche Bereiche der letzten Jahre. Es ist wunderbar zu sehen, dass das Medium Buch weiterhin eine so große Faszination ausübt und parallel zu digitalen Contentlieferanten bestehen kann.

»The only source of knowledge is experience.«
Albert Einstein